Her mit den schönen Spielen!

Nachbericht zur 2. denationalen queerfeministischen FußBALLade

Wer die erste internationale queerfeministische FußBALLade im September 2012 miterlebt hat, hatte vermutlich schon sehnsüchtig auf das Mail gewartet, das vor Monaten über diverse Verteiler ging:

Freund*innen des leistungsfernen Fußballsports und Freund*innen derselben aufgepasst!

Wir, die BALLerinas, werden heuer 15 Jahre alt und laden am 13. Juni untertags zur Zweiten Denationalen Queer-Feministischen Fußballade und nächtens zu einem rauschenden Geburtstagsfest!

20150613-Spiel

Wer von den Anfängen des Fußballadentums nichts mitbekommen hat, hat sich vielleicht gefragt: Warum eine Fußballade? Tut’s ein Turnier nicht auch?

Schließlich werden allenorts Turniere veranstaltet, ab und an sogar im Hobbyfrauenfußball.

Doch wer Fußball so versteht wie die Ballerinas, fühlt sich auf den meisten Turnieren immer nur halb verstanden. Geht es beim Fußball doch darum, dass viele Menschen einem Ball hinterherlaufen und Spaß daran haben. Nicht ums Gewinnen, nicht um Trophäen, nicht ums Beweisen von Männlich- oder Weiblichkeiten.

Auch bei der zweiten Fußballade waren daher explizit nur Frauen*Lesben*Inter*Trans*-Teams ohne Trainer*innen eingeladen. Der Leistungsgedanke sollte im Hintergrund stehen – und zwar so weit, dass die schönen Spiele davor umso sichtbarer werden konnten.

Sichtbar werden sollten auch die Anfänge des Frauenfußballs in Wien – um den 1. Wiener Frauenfußballclub ‚Diana‘ zu würdigen, wurde die Jahnwiese in Dianawiese umbenannt.

Wer sich mit der Geschichte des als ‚Turnvater Jahn‘ bezeichneten Vorläufer nationalsozialistischer Ideen befasst hat, kann nur fassungslos darüber sein, dass noch immer Sportstätten nach ihm benannt sind. Zumindest am Balladentag war ein Umbenennungsversuch erfolgreich.

Die vom Austragungsort vorgegebene Beschränkung auf maximal acht Teams tat der Struktur des Tages durchaus gut – die erste Ballade war noch mit der doppelten Teamanzahl vor sich gegangen.

20150613-Dianawiese

Balladenerfahrene Teams wie Dynama Donau, Grüninnen, Gaynialen und Avanti Dilettanti wurden von Teams ergänzt, die sich extra für die Ballade gegründet hatten: Footlose & Fancy sowie das Fußballteam des transgenderqueeren Kaffeekränzchens, dessen Name im Lauf des Tages auch als Krasses Kränzchen bekannt wurde. Weit angereist war das Team von FLIT*Z Salzburg, das auf dem Rasen seinem Namen alle Ehre machte.

Gleich zu Beginn konnten die Ballerinas wieder beweisen, dass Pläne zwar gut und schön sind, spontanes Umdisponieren aber viel lustiger, denn das Team von Dynama Donau erschien in zu geringer Anzahl um das erste Spiel bestreiten zu können – sie hatten am Vortag zu lange gefeiert.

Kein Problem, waren doch genug andere da um einzuspringen.

Nach einer Gruppenphase wurden Matches um den Baller-Cup und den Inas-Cup ausgetragen, so dass es die Plätze 1 bis 4 jeweils doppelt gab. Hier zu erwähnen, wer die jeweils ersten Plätze belegt hat, würde dem Sinn der Veranstaltung nicht gerecht. Nur soviel: Obwohl gleich mehrere abtrünnige Einzelspieler*innen der Ballerinas in anderen Teams spielten, blieben die Ballerinas ihrer Tradition, den vorletzten Platz zu belegen, treu.

Grün schien gerade Trikot-Modefarbe zu sein, was es nicht immer einfach machte, die Teams auseinanderzuhalten. Dennoch waren die meisten Spieler*innen darauf erpicht, stets aufs gegnerische Tor zu schießen – der Preis für das schönste Eigentor musste daher leider entfallen.

Preise gab es dafür für alle Debütant*innen – hoffentlich ein guter Einstieg in ein zukünftiges Balladenleben. Der Preis für den schönsten Torjubel ging an die Gaynialen, die für ihre Angel-Performance offensichtlich Anleihen bei einem isländischen Fußballteam genommen hatten.

Und es wäre keine Ballerinas-Veranstaltung, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre – für die schlechteste Tordifferenz wurden versehentlich Footlose & Fancy statt FLIT*Z prämiert. Diese müssen an dieser Stelle leider durch die Medien davon erfahren, wie knapp sie diesen Preis verpasst haben.

Für alle Teilnehmer*innen gab es Beutel (ebenfalls in der Modefarbe grün) mit dem Ballerinas-Logo, die voll mit Goodies am Vortag bei der Anmeldung im Frauen*Cafe übergeben wurden. Platz, um diverse Preise und Medaillen zu transportieren, war aber noch immer – auch wenn letztere von den meisten ohnehin gleich nach Erhalt aufgegessen wurden.

20150613-Tor

Alle Ballerinas bekamen zu ihrem Geburtstag ein Geschenk, das andere 15-jährige vor Neid erblassen lässt – eine DVD mit dem wunderbaren Ballerinas-Videoclip, der bereits im Rahmen der IDAHOT-Night im B72 und dem #RespectDiversity-Filmabend im Top-Kino zu sehen war.

(auch zu sehen unter: https://youtu.be/KeDzqWFTh5E )

Wie schon drei Jahre zuvor wurden alle gegen Ende des Spieltages vom Regen überrascht, aber im Gegensatz zur letzten Ballade hielt das Logo auf den Turnierbeuteln den Wassermassen stand und konnte noch Wochen später an so manchem Rücken in Wien bestaunt werden.

Ab 21h wartete das wohldekorierte Marea Alta schon auf tanzwütiges Publikum. ‚The Unknowns‘ legten auf und sich ins Zeug, um im Keller vor allem die Musikwünsche der Ballerinas zu erfüllen, während auf der Leinwand im oberen Raum Fotos des Turniertages gescreent wurden.

Danke an alle, die an diesem Tag das Mikro ergriffen haben, um – routinemäßig oder zum ersten Mal – die Spiele zu moderieren!

Danke an die unermüdlichen Referees, die – mitlaufend oder gemütlich am Rande – auf das Fair Play geachtet haben!

Danke an alle, die ihre Kochkünste walten haben lassen und denen, die das Buffet betreut haben! Danke an die Fotografin und vor allem an das Orga-Team, das die zweite denationale queerfeministische Fußballade erst möglich gemacht hat!

Ihr wart toll! Wir auch! Und die nächste Fußballade kommt bestimmt!

Freie Felder für Alle! Wir erklären die Normalität zum Ausnahmezustand!

http://fussballerinas.blogsport.de